Drei Haselnüsse für Aschenbrödel

sehr frei nach dem Märchenfilm Václav Vorlíček und František Pavlíček | Bühnenfassung als Grundlage von Uli Jäckle | Landestheater Detmold | Premiere: 05.11.2023

 

Regie: Grit Lukas
Bühne & Kostüme: Lena Hiebel
Komposition & Sounddesign: Maren Kessler
Dramaturgie: Reinar Ortmann

 

mit
Magdalena Weiß
Julian M. Boine
Björn Ingmar Böske
Rebecca Stute
Anne K. Schiffmann
Katharina Pauls
Banar Fadil

 

Fotos & Trailer: Marc Lontzek / YouTube

Presse

Lippische Landeszeitung, Axel Bürger, 13.11.2023

Landestheater Detmold überzeugt mit Remake. Kinder, Eltern und Großeltern saßen vereint auf den Sitzen und wurden bisweilen von denen gerissen (…)

Vieles wurde an die Moderne angepasst.  Der Knecht fuhr ein Auto, die Hauptdarstellerin (Magdalena Weiß) fuhr mit dem Roller in den Wald und der Prinz (Julian Boine) trug zwischenzeitlich ein Kleid. Das Märchen kam damals fraglos deutlich konservativer daher. Es wurde modernisiert und geändert.

(…) Brillant: Aschenbrödel rollt in Slow-Motion auf die Bühne wie in einem Tick-Tok-Video, die Tauben gehen, gespielt von zwei Männern in weißem Tüll - gehen voll in ihrer tierischen Attitüde auf.

(…) Der beste Satz von Aschenbrödel im Fokus von „Liebe auf den ersten Blick“ war allerdings ihre Antwort auf die Idee des Prinzen, eine Heirat anzustreben: „Wir kennen uns doch kaum“

(…) Grandios ist zudem die Darstellung des Königspaares. Wie in bester „Monty-Python-Manier reiten sie ohne Pferd über die Bühne. Weltklasse, dieser Einfall der Regie. Und auch als die Rede auf ein „veganes Pokémon“ kam, dürfte das Auditorium die Lacher geteilt haben. Kinder hörten sicher das Wort Pokémon, die Erwachsenen das Wort vegan. Beides eher untypische Vokabeln in einem Weihnachtsmärchen. Fazit: Die schöne Magd, die von der Stiefmutter traktiert wird, und der sensible Königssohn, der nicht irgendeine Frau heiraten will, sind in der Gegenwart angekommen. Wer hier denkt, es sei ein reines Kindermärchen, irrt. „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ - auch für Erwachsne eine Chance. 

Dewezet, Richard Peter, 23.11.2023

Begeisterte Kids, die voll mitgingen und reichlich Applaus verteilten. Und dem Ensemble bewiesen, dass sie mit ihrer Interpretation goldrichtig liegen.

Neue Westfälische Zeitung, Elke Niedringhaus-Haasper, 01.12.2023

Deutlich moderner gehen die Detmolder in der Regie von Grit Lukas die Geschichte an: Ganz ohne die Gesellschaft von Prinzessinnen in Ballkleider und Prinzen in Strumpfhosen rollt Magdalena Weiß als Aschenputtel auf einem Skateroller zum Ball, spielt Gitarre und will erstmal von Heirat nichts hören. (...) Das ist lustig, sehr schwungvoll inszeniert und das Schauspielensemble überzeugt auf ganzer Linie. (...) Und das glückliche Ende: Auch das ist in der Moderne angekommen. Statt auf prunkvolle Hochzeit setzt Aschenbrödel auf Freundschaft. Und auch das kommt bei den jungen Theaterbesuchern sehr gut an. Eine unbedingt sehenswerte Inszenierung.

Stadt Wolfenbüttel, Fachbereich für Kunst und Tourismus, Katharina Lienau, 08.12.23

Ich habe selten etwas auf der Theaterbühne gesehen, das Kinder und Erwachsene dermaßen mitgerissen hat. Das Stück ist gleichzeitig so herrlich und im allerbesten Sinne albern, bespricht dabei doch feinsinnig die wichtigen Themen unserer Zeit: Gender, Machtverhältnisse, Zusammenhalt. Es hat einfach alles, was aus meiner Erfahrung ein Stück auf dieser Spielplan-Position braucht: Leichtigkeit, Nuancen, Herz, Verstand. Insgesamt ein Feuerwerk an Spiellaune und wunderschönen ästhetischen Lösungen.

Westfalen-Blatt, 25.01.24

Keine Frage, die 70-Minuten-Neuversion des Detmolder Landestheaters vom kultigen TV-Weihnachtsseelenwärmer „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ ist im Hier und Jetzt angekommen.

Der Patriot, Dagmar Meschede, 13.01.24

Immerhin gibt es die eingäng-romantische Filmmusik. In Grit Lukas` Inszenierung hört man gleich zu Aufführungsbeginn ein paar Takte davon, aber vor allem sind es moderne poppige Songs, die die Aufführung prägen. Und die spiegeln sehr gut das wilde Temperament dieser modernen Aschenbrödel wieder. (…) In der Bühnenfassung ist vieles gekürzt, Szenen sind verdichtet, wodurch die Inszenierung zusätzlich an Dynamik gewinnt. Hilfreich ist auch das von Lena Hiebel praktisch gehaltene Bühnenbild. Eine halbe Drehung reicht, und schon verwandelt sich der Gutshof, auf dem Aschenbrödel lebt in ein Schloss. Die Bäume des Waldes lassen sich auf die Bühne rollen , und ein Tisch mutiert, wenn man ihn kippt, zum Auto. Diese einfachen Mittel bieten viel Raum für eine sehr witzige, lebhafte und unterhaltsame Inszenierung, die ganz dem heutigen Zeitgeist entspricht. Da bleibt wenig Raum für Romantik. Stattdessen gibt es viel Bewegung, schrille Töne, schräge Vögel und ein äußerst emanzipiertes Aschenbrödel. (…) Die Detmolder Produktion „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ setzt im Vergleich zum Märchen-Kultfilm eigene Akzente. Besonders deutlich wird das zum Schluss der Aufführung. Als Aschenbrödel hier die dritte Nuss knackt, wünscht sie sich „ein richtig cooles Ende“. Im Klartext heißt das, fixe Heirat - nein, Freunde sein - ja. Beim Publikum kommt diese moderne Aschenbrödel-Variante sehr gut an.